Geschichte des Wasserschlosses

Vorgeschichte

Die ersten Anfänge eines Edelsitzes Taufkirchen lassen sich bis ins 11. Jahrhundert zurück verfolgen. Die Namensgebung dürfte auf die Entstehung eines Siedlungsschwerpunktes am Zusammenfluss mehrerer Bäche im 7. und 8. Jahrhundert, also in der Zeit der Christianisierung Bajuwariens, zurück gehen. Die Lage am Wasser nutzten wohl Mönche, um nahe der Vils eine Taufkapelle zu errichten, die einem Freiengeschlecht und dem späteren Ort den Namen gab.

Zur damaligen Zeit gehörte Taufkirchen zur alten Pfarrei Moosen, die bereits 769 unter Herzog Tassilo erstmals erwähnt wird.  In mehreren Urkunden aus dem 11. und 12. Jahrhundert werden jedoch dann Edle „de Taufkirchen“ genannt.

Geburtsstunde

Als erster Nachweis eines Herrschaftssitzes wird im Jahr 1263 in einer Urkunde des Bischofs von Freising neben einer Pfarrei Taufkirchen auch ein Schloss erwähnt. Dabei ging es um das Besetzungsrecht der Pfarrei, deren Kirche als angrenzende Nachbarschaft zum Schloss eines „Grimoldus von Taufkirchen“ bezeichnet wurde. Nach 1263 findet sich kein urkundlicher Nachweis der Edlen von Taufkirchen mehr.

Die Fraunberger

1377 tauchen die Edlen von Fraunberg als Schlossherren auf, die schon vorher Besitztümer in der Umgebung besaßen. Mit einer kurzen Unterbrechung residierten sie fast zwei Jahrhunderte im Schloss Taufkirchen. Auf ihrem Grundbesitz hatten sie auch die niedere Gerichtsbarkeit inne, wie sich aus der Bezeichnung Hofmark ergibt, einem Begriff des mittelalterlichen Rechts in Bayern.

Im Jahre 1522 kam Ladislaus von Fraunberg aus der Haager Linie in den Besitz von Taufkirchen. Mit ihm brachen auch die Wirrnisse und Unruhen der Glaubensspaltung über den Ort herein. 1554 verkaufte er Schloss und Hofmark an den Kaufmann Hans Jakob Fugger.

Die Zeit der Fugger

Von da an bis 1672 herrschten die Grafen Fugger in Taufkirchen. Sie setzten alles wieder in einen guten Zustand und Hans Jakob Fugger ließ einen Zwinger um das Schloss errichten, durch den man sich im Kriegsfall verteidigen konnte. Aus dieser Zeit stammt auch die erste bildliche Darstellung des Wasserschlosses, wahrscheinlich erstellt von Philipp Apian vor 1568.

Während der Fuggerherrschaft entstand wohl auch die prächtige Schlosskapelle, deren Altar ihr Wappen trägt. Auch das Bräuhaus wurde 1642 unter den Fuggern gebaut.

Während des 30jährigen Krieges kam eine schwere Zeit über Schloss und Ort Taufkirchen. Ab 1632 bis 1648 besetzten abwechseln Schweden, Kaiserliche und Franzosen die Gegend. Durch die wiederholten kriegerischen Ereignisse wurde das Vermögen der Fugger in Anspruch genommen. 1658 kam zunächst das Schloss zur Zwangsversteigerung, ehe 1672 der Reichsfreiherrn Johann Ferdinand von Puech den gesamten Besitz erwarb.

Die Freiherrn von Puech

Die Freiherrn von Puech herrschten als Schlossbesitzer von 1672 bis 1723 in Taufkirchen. Baron Adam von Puech erweiterte 1688 die Hofmark um mehrere Güter und Orte rund um Taufkirchen, darunter auch Adlberg. Nachdem dieser Ort nun zu seiner Hofmark gehörte, verlegte er kurzerhand den Adlberger Markt, seit dem 13. Jahrhundert einer der meist besuchten Märkte in Bayern, nach Taufkirchen.

Adam von Puech ließ 1695 auch die Gebeine des heiligen Viktor, einem sogenannten „Katakombenheiligen“, von Rom nach Taufkirchen überführen, um Taufkirchen zu einem Wallfahrtsort zu machen und dabei den Umsatz seiner Brauerei zu steigern.

Das Schloss war auch der wirtschaftliche Mittelpunkt des Ortes, was auch aus den beiden von Kupferstecher Wening 1699 angefertigten Ansichten vom Schloss Taufkirchen hervorgeht.

Wechselvolle Phase

Adam von Puech starb im Jahre 1722 kinderlos; in der Folgezeit wechselten die Besitzverhältnisse für das Schloss und die zugehörigen Güter recht häufig. Mehrere Freiherrn, Grafen und Privatpersonen (siehe Liste der Schlossbesitzer) benutzten den Herrschaftsbesitz als Residenz oder Spekulationsobjekt.

Als schließlich vor Ende des Ersten Weltkriegs der Kauf und die Zerschlagung des Besitzes durch eine Münchner Großbrauerei drohte, gründeten Taufkirchener Bürger im Juli 1917 eine Genossenschaft und kauften das Schloss mit 800 Tagwerk Grund und der Brauerei. Die Brauerei und 180 Tagwerk bewirtschaftete die Genossenschaft weiter, während der Rest der Grundstücke an Bauern und Bürger verkauft wurde.

Die Pflegeanstalt

Der Landesarmenverband Oberbayern kaufte 1919 davon das Schloss mit Nebengebäuden und 200 Tagwerk Grund mit dem Ziel, eine Anstalt für pflegedürftige Personen zu errichten. Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs blieb das Schloss Fürsorgeanstalt des Bezirks Oberbayern. Erst als 1970 nach mehreren Neubauten im Schlosspark die Umwandlung in ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie erfolgte, wurde der Pflegebetrieb reduziert. 1998 schließlich zogen die letzten Pflegepatienten in das neu errichtete Senioren Service Zentrum Taufkirchen (Vils).

Der Neubeginn

Das Schloss war zu allen Zeiten etwas Besonderes, ein Juwel, ein Mittelpunkt in der Gegend um Taufkirchen (Vils). Seit Mitte der 90er Jahre finden im Wasserschloss wieder kulturelle Veranstaltungen statt. Viele Jahre bemühten sich die Gemeinde Taufkirchen (Vils), engagierte Bürger und seit seiner Gründung im Jahr 1997 der Schlossförderverein, mit dem langjährigen Besitzer des Objekts, dem Bezirk Oberbayern, ein tragfähiges Konzept zum Erhalt des Schlosses zu erarbeiten. Nach langen Verhandlungen wurde der Privatmann Nico Forster aus Kraiburg im Januar 2005 neuer Besitzer der Gebäudeanlage.

Der Verkauf zum symbolischen Preis von einem Euro erfolgte zunächst an die Gemeinde Taufkirchen (Vils) und zur selben Stunde an den neuen Besitzer, der bereit war, eine Sanierung im Sinne des Denkmalschutzes durchzuführen. Mit der Gemeinde Taufkirchen (Vils) wurde notariell vereinbart, dass Teile der Räumlichkeiten und Außenanlagen für kulturelle Zwecke genutzt werden können. In den Folgejahren ließ Nico Forster große Teile des Gebäudes behutsam und soweit möglich unter Erhaltung und Wiederherstellung der historischen Bausubstanz renovieren.

Am 16. Februar 2010 verbreitete sich die für alle unfassbare Nachricht, dass der 47jährige Kraiburger in der Nacht zuvor einem schweren Nierenleiden erlegen war. Der Besitz ging an eine Erbengemeinschaft über, die das Schloss wieder verkaufen wollte.

Ein Interessent war die Gemeinde Taufkirchen (Vils), deren Nutzungsrechte vom Besitzwechsel nicht betroffen waren. Nach längeren Verhandlungen mit Vertretern der Erbengemeinschaft und einer Bürgerversammlung zu diesem Thema beschloss der Gemeinderat nach mehreren Beratungen am 31. Mai 2016, das Wasserschloss zu kaufen. Die Übergabe des Besitzes erfolgte am 1. September 2016.

Wie die öffentlichen Bereiche heute genutzt werden, erfahren Sie unter dem Menüpunkt „Heutige Nutzung“.

Die Schlossherren

Liste der gesicherten Schlossbesitzer

Weitere Informationen

Im November 2008 gab der  Heimat- und Verschönerungsverein Taufkirchen (Vils) e.V. ein reich bebildertes Buch mit dem Titel „Wasserschloss Taufkirchen“ heraus.

Autoren: Bodo Gsedl, Josef Heilmaier, Hubert Kemper

156 Seiten, 282 Abbildungen, Format 20 x 28 cm, Hardcover

Die gedruckte Ausgabe ist leider vergriffen. Unter www.schlossbuch-taufkirchen.de erhält man Informationen zum Buch, eine Übersicht des Inhalts sowie kapitelweise einzelne Seiten im PDF-Format.

Auch der Förderverein Schloss Taufkirchen e.V. bietet auf seinen Internetseiten Informationen rund um das Taufkirchener Wasserschloss und ein umfangreiches Pressearchiv.

Bilddokumente

Sigmund von Fraunberg (1445-1521)Sigmund von Fraunberg (1445-1521)
Erste Darstellung (Philipp Apian, vor 1568)Erste Darstellung (Philipp Apian, vor 1568)
Altar der SchlosskapelleAltar der Schlosskapelle
Kupferstich von Michael Wening (1698)Kupferstich von Michael Wening (1698)
Umgebautes Schloss (um 1900)Umgebautes Schloss (um 1900)
Westseite vom Kriegerdenkmal her (1928)Westseite vom Kriegerdenkmal her (1928)
Das verlassene Schloss (1998)Das verlassene Schloss (1998)
Nico Forster (re.) mit Kaufurkunde ( Feb. 2005)Nico Forster (rechts) mit Kaufurkunde (Feb. 2005)
Südseite in neuer Farbe (Okt. 2005)Südseite in neuer Farbe (Okt. 2005)
Handwerksmarkt in der renovierten Anlage (2012)Handwerksmarkt im Schloss (2012)